AVT Köln

Christoph 2Welche Vorbildung haben Sie für diese Tätigkeit?

In erster Linie bin ich Verhaltenstherapeut und nutze dabei Konfrontationselemente, kognitive und schematherapeutische Methoden sowie Techniken der Achtsamkeit und Meditation. Ich arbeite seit vielen Jahren mit Gruppen: in der Lehre, therapeutisch und im Bereich der Wirtschaft. Hier kommt mir vor allem der systemische Ansatz zugute, der mir hilft, den Überblick in sehr komplexen Situationen und Kontexten zu behalten. In meiner Lehrtätigkeit an der Universität Mannheim und am Universitätsklinikum Heidelberg habe ich viele didaktische Elemente ausprobieren und meinen eigenen Stil finden können. Die Essenz ist für mich, etwas implizit zu demonstrieren, während ich es vermittele. So wird möglichst wenig „darüber“ gesprochen, sondern erlebnisaktivierend gearbeitet, ausprobiert und experimentiert. Die hypnotherapeutische Arbeit hält hierfür viele Tools bereit, und dies auch ohne explizite Trance. Meine Erfahrungen mit Lehrercoaching nach Prof. Bauer (Lehren in Beziehung) und im Neurolinguistischen Programmieren (hilfreiche Sprachmuster für Therapie und Beratung) runden mein Profil als Selbsterfahrungsleiter ab.

Welche Selbsterfahrungselemente halten Sie für unverzichtbar?

Die Teilnehmer sollen sich als Therapeuten entwickeln, ihre Therapeutenrolle reflektieren und Möglichkeiten der therapeutischen Beziehungsgestaltung, Methoden und konkrete Techniken ausprobieren. Dies gehört zur Ausbildung einer professionellen Identität. Ebenso gehört für mich ein Selbstmodifikationsprojekt dazu, um vor allem die verhaltenstherapeutischen „Werkzeuge“ und deren Wirksamkeit (und evtl. Schwächen) am eigenen Leib zu erfahren. Natürlich soll Selbsterfahrung nicht (in erster Linie) der Behandlung krankheitswertiger Störungen dienen, jedoch ist jeder Teilnehmer eingeladen, relevante (auch private) Themen und Muster in der Gruppe zu besprechen und zu verändern. Sich in der Gruppe so zeigen zu können und zu erfahren, wie man ist und von den anderen wahrgenommen wird, gehört auch dazu. Prof. Jürgen Margraf hat einmal gesagt, dass Verhaltenstherapie eigentlich Erlebenstherapie heißen sollte und in diesem Sinne möchte ich die Selbsterfahrungsgruppe leiten. Schließlich sind persönliche Bedeutung und nicht Wissen gerade in der Selbsterfahrung essentiell.

Was reizt Sie, eine Selbsterfahrungsgruppe durchzuführen?

Nach Irvin D. Yalom hat der Therapeut auch immer Anteil am Wachstum seiner Patienten, und dies trifft auch für die Leitung von Gruppen zu: Zuerst einmal ist es die Gruppe, die mich als Leiter ermöglicht, und nicht umgekehrt. Erst dann habe ich als Gruppenleiter die Möglichkeit, mich als wirksam und kompetent zu erfahren.

Als Systemiker interessieren mich Gruppen natürlich besonders: Was spielt sich zwischen den Mitgliedern ab, welche Interaktionsmuster und -regeln etablieren sich? Wie kann ich das System sinnvoll verstören, so dass wir gemeinsam in eine gute Richtung driften? Und wie kann die Gruppe zu einer guten Umwelt für die einzelnen Teilnehmer werden, in der sie sich wohl fühlen, wachsen und gedeihen können? Dieser Prozess hat immer etwas Unvorhersehbares, Unberechenbares und das macht es auch so spannend.

Was finden Sie schwierig?

In der Vergangenheit habe ich Situationen besonders dann als schwierig empfunden, wenn erstens ein oder zwei Teilnehmer die Gruppe extrem dominieren und so viel Zeit für ihre persönlichen Anliegen brauchen, dass es für die anderen Teilnehmer sehr anstrengend wird. Dann bin ich als Gruppenleiter gefordert, diese zu begrenzen und das macht nicht so viel Spaß wie die Teilnehmer zu fördern und anzuregen. Zweitens mag ich es nicht sonderlich, wenn die Teilnehmer eigentlich keine Lust haben oder etwas im Raum liegt, über das nicht gesprochen wird, und nicht relevante „Pseudothemen“ in epischer Breite besprochen werden. Ich erinnere mich etwa an Rollenspiele, da haben sich Teilnehmer einfach ein Anliegen ausgedacht und das hatte dann null Komma null Relevanz – gähn, zum Einschlafen!

Allgemeine Informationen zu diesem Selbsterfahrungsleiter.