Dipl.-Psych. Guido Roth
Supervision: Einzel | Selbsterfahrung: Einzel
Ich verstehe Supervision als Unterstützung und als Ausbildung. Mir ist wichtig anzuerkennen, wie kompliziert und schwierig es ist, Psychotherapie zu lernen. Plus: Die Ausbildungsgegebenheiten an und für sich sind ja auch kein Zuckerschlecken … Das weiß ich übrigens aus eigener Erfahrung ;)
Also frage ich zu Beginn der Supervision, was Du brauchst. Ich mache das im Rahmen einer „Auftragsklärung“ am Anfang des gesamten Supervisionsprozesses und dann in jeder SV-Stunde und bei jedem Fall immer wieder neu: „Was brauchst Du? Was kann ich (bzw: die SV-Gruppe) heute für Dich tun?“
Psychotherapie zu lernen ist eine Herausforderung, ohne Frage. Das ist eine gute Sache: Wir wachsen ja bekanntlich an unseren Aufgaben und es ist immer wieder toll zu sehen, wie aus motivierten und feinfühligen, aber gleichzeitig auch verwirrten und unsicheren Anfänger*innen binnen 1-2 Jahren versierte Therapeut*innen geworden sind, die – bei aller Herausforderung die Psychotherapie weiterhin bedeutet – gelernt haben, ihre vielfältigen Kompetenzen sicher und geschickt einzusetzen, wenn sie Menschen dabei unterstützen, sich zu verändern und sich zu entwickeln.
Ich bin immer noch und immer wieder neu fasziniert davon, was man in und mit Psychotherapie so alles machen und bewegen kann. Und ich bin immer wieder begeistert und berührt davon, wie kreativ und hartnäckig Menschen daran arbeiten, sich zu verändern, damit es ihnen (und ihren Lieben) besser geht.
In der Supervision versuche ich, so strukturiert wie möglich, die folgenden drei Ebenen zu berücksichtigen:
Erstens die Ebene des/der Klient*in, d.h. die „Fallkonstruktion“, also Ressourcen, Diagnosen, Behandlungspläne, Methoden und so weiter.
Zweitens die Ebene der therapeutischen Interaktion. Hier sind Klient*in und Therapeut*in gleichermaßen involviert („Beziehungsebene“).
Und drittens die Ebene der therapeutischen Kompetenz- und Identitätsbildung, also Deiner Entwicklung als Therapeut*in, d.h. diese konstruktiv zu beleuchten und zu fördern.
In der Supervision möchte ich Fälle vollständig begleiten, d.h. nach Möglichkeit von der ersten Sitzung über den Antrag und den gesamten Verlauf hinweg. Das ermöglicht einen ganzheitlichen Blick auf den gesamten psychotherapeutischen Prozess und somit auch auf Erfolge und nicht nur auf „Probleme“. Zudem ist es effizienter (für beide Seiten!) als „immer wieder neu anzufangen“.
Ich habe aber nichts gegen „Quer-Supervision“, d.h. wir können gerne gelegentlich auch Anliegen bearbeiten, die hauptsupervisorisch anderswo verortete Fälle betreffen. Ebenso rege ich in meiner SV gerne dazu an, sich hier und da mal eine Zweitmeinung einzuholen oder Expert*innen für bestimmte Störungsbilder oder Problemlagen gezielt aufzusuchen.
Die Arbeit an der Fallkonzeption und der Prozesssteuerung ist mir besonders wichtig, weil sie das Verständnis und die Selbstwirksamkeit des/der Therapeut*in erhöht. Gerade zu Beginn wird dieser Teil nämlich von Supervisand*innen nachvollziehbarerweise oftmals als besonders schwierig empfunden: Weil Du ja schließlich einen Prozess erfassen und steuern musst, den Du noch nicht kennst: Ambulante Psychotherapie. Ich versuche daher in der Supervision, mir gemeinsam mit Dir Überblick zu verschaffen. Denn genau das bedeutet Super-Vision: Über-Blick! ;D Dir zu mehr Überblick zu verhelfen ist ein wichtiger Teil des Ausbildungsaspekts von Supervision.
Je nach Deinem Anliegen können wir den Fokus der Supervisionsstunde natürlich auch im Detail auf konkrete Interventionen, Beziehungsprobleme, Diagnosefragen, kritische Situationen usw. richten und auf Dein ganz konkretes psychotherapeutisches Handeln darin. Darin („Methodenkompetenz“) verstehe ich die zweite Seite des Ausbildungsaspekts von Supervision.
In der Supervision bemühe ich mich um eine unterstützende, offene, beidseitig kritikfähige, humorvolle und konzentrierte Arbeitsatmosphäre.
Meine Zeitfenster für Supervision sind in aller Regel vormittags und am frühen Nachmittag. Ich arbeite in Köln-Nippes sowie in Junkersdorf für die dortige Lehrpraxis von Hannah Hoppe.
Sende mir gern eine Zimbra-Mail, wenn Du Interesse hast zur Supervision zu kommen. Ich freue mich! :)
Zum Abschluss noch ein paar Infos zu mir: Als Therapeut arbeite ich besonders gerne mit Selbstmitgefühl, ACT, mit allen möglichen Formen von „Teile-Modellen“, angefangen von simplen Rollenkonstrukten (z.B. „Job- und Privatperson“) bis hin zur Arbeit mit verletzten inneren Kind-Anteilen, mit Achtsamkeit sowie mit EMDR. Ich bemühe mich aktiv, eine Ressourcenperspektive einzunehmen. Ich mag Zwangsstörungen und Neurodiversität. Ich gebe intuitiven Spürprozessen viel Raum, arbeite aber auch gerne mit Störungsmodellen (Balance von bottom-up und top-down). Ich betrachte Psychotherapie einerseits als kognitiven und emotionalen Klärungs- und Verstehprozess: Wenn ich mich besser verstehe, kann ich eine bessere Beziehung zu mir haben, und zwar bezogen (!) auf meine Wünsche und Bedürfnisse, meine Stärken und Schwächen, meine wunden Punkte und meine Werte. Auf der Grundlage dessen sehe ich es sodann als unsere Aufgabe als (Verhaltens-)Therapeuten, unseren Klient*innen zu mehr Verhaltensflexibilität zu verhelfen und ihnen zu ermöglichen, neue Erfahrungen zu sammeln. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Erich Kästner) ist also ein gutes Motto für die Verhaltenstherapie. ;) Zugleich gilt aber: Zwischen dem Reden und dem Tun liegt das Meer (Italienischer Volksmund). Veränderung ist schwierig, kostet Kraft und braucht Zeit. Das anzuerkennen und zu akzeptieren verleiht unserer Arbeit eine menschliche, man könnte auch sagen: existenzielle Grundierung.
Passend zu dem obigen gebe ich für die AVT folgende Seminare: Zwangsstörungen, Intuition, Improvisation und Inspiration in der Psychotherapie, Existenzielle Therapie
Als Dozent und als Supervisor wurde ich immer mal wieder gefragt, ob ich auch für Einzel-Selbsterfahrung zur Verfügung stünde. Da in meinen Supervisionen ein solcher Wechsel der Ebene gelegentlich „von selbst“ - hihi! ;-) stattgefunden hat und weil ich es spannend finde, die Selbsterfahrung auch absichtsvoll in den Fokus zu nehmen, stehe ich nun auf dieser Liste.
Welche Vorbildung haben Sie für diese Tätigkeit?
Als hauptsächliche Vorbildung für die Selbsterfahrung verstehe ich meine eigene therapeutische und supervisorische Ausbildung und Tätigkeit. Ich habe mich sowohl beruflich als auch persönlich mit professioneller therapeutischer Selbstfürsorge befasst und halte dies aus eigener Erfahrung für einen wichtigen und vielleicht strukturell etwas unterbelichteten Aspekt der Weiterbildung in Psychotherapie. Daher verstehe ich unter Selbsterfahrung, sich selbst unter einer fürsorglichen Perspektive in den professionellen Fokus zu nehmen.
Als Supervisor arbeite ich immer auch unter einer Selbsterfahrungsperspektive: Neben der Fallarbeit ist mir die Entwicklung der „Therapeut*innen-Person und -Persönlichkeit“ ein wichtiges Anliegen. Wir Therapeut*innen sind das Instrument unserer eigenen Arbeit: Wir gehen Beziehungen zu unseren Klient*innen ein. Wir wollen und wünschen uns etwas für unsere Klient*innen und wir reagieren auf sie und manchmal wachsen wir ein Stück mit ihnen. Das meiste davon tun wir - wenn wir ehrlich sind - unwillkürlich.
Last but not least (re-)agieren wir auch noch - wie die Systemiker so schön sagen - „selbstrückbezüglich“: Unsere Erwartungen, Hoffnungen, Ansprüche, Ideale, unser Vorwissen und unsere Vorerfahrung gleichen wir mit dem ab, was wir tun und was dabei heraus kommt. Wir arbeiten nicht nur mit Klient*innen und Methoden, sondern immer auch mit uns selbst.
Einen Teil der Aufmerksamkeit bewusst auf mich selbst, auf „die Person, die das da gerade macht“ zu richten und zu schauen, wie es ihr damit geht und wie sie reagiert, halte ich für einen integralen Bestandteil der Ausbildung im Beruf der Psychotherapeut*in.
Die wesentlichen Ziele der Selbsterfahrung sind also aus meiner Sicht:
·Das Kennenlernen der eigenen Person als Therapeut*in
·Das Differenzierenlernen zwischen der „professionellen Therapeut*innen-Person“ und der privaten Person
·Der Schutz privater Aspekte
·Die versierte Nutzung der persönlichen Ressourcen der „privaten Person“ im therapeutischen bzw. beruflichen Kontext
Welche Selbsterfahrungselemente halten Sie für unverzichtbar?
·Die Berücksichtigung der individuellen Lerngeschichte
·Emotionale Aktivierung
·Achtsamkeit
Nicht für unverzichtbar aber für sehr wichtig halte ich im Übrigen eine existenzielle Perspektive, d.h. den sogenannten „letzten Fragen“ von Leben und Tod und Sinn und Freiheit und Verbindung und Isolation in der therapeutischen Selbsterfahrung Raum zu geben. „Das Ich wird am Du“ hat der jüdische Philosoph Martin Buber formuliert.
Diese Fragen zu erkunden finde ich reizvoll. Dabei „von Mensch zu Mensch“ zu sprechen – irgendwo habe ich gelesen, dass es schlicht dämlich sei, sich über Existenzielles NICHT von Mensch zu Mensch zu unterhalten! – ist ebenso reizvoll für mich, auch in der Supervision und Einzel-Selbsterfahrung.
Was finden Sie schwierig?
Alles. Aber ich mag schwierig :)