AVT Köln

Gruppentherapie – ein Rollercoaster

Es gibt unzählige Male, in denen ich nach einer Gruppe ein Gefühlschaos in mir trug, dass einer Achterbahn glich. So viele Themen und Emotionen, die aufeinanderprallen und teilweise auch große Gefühlsausbrüche nach sich trugen - bei allen Beteiligten. Ich denke zum Beispiel an eine Depressionsgruppe, während derer die Hälfte der Teilnehmer:innen den Raum verließen, weil eine Frau den Tod von lieben Menschen ansprach. Die Gruppenmitglieder verließen zum Teil wortlos das Geschehen. In einer anderen Situation scheinen sich einige Teilnehmer:innen gegen den:die Therapeuten:in zu verbünden und vielleicht sogar ein Täter-Opfer-Szenario zu kreieren, ich welchem man als Therapeut:in Täter:in zu sein scheint. Was ebenfalls regelmäßig vorkommt sind natürlich Konflikte unter den Teilnehmenden selbst.

Solche Situationen haben zum Teil große Zweifel in mir als Therapeuten ausgelöst, „bin ich gut genug für diese Arbeit? Kann ich das? Schaffe ich das emotional?“ Die Gruppentherapie gleicht einem Rollercoaster, einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Dabei ist genau das ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass die Teilnehmenden spontan, authentisch und risikoreich handeln und das ist aus meiner Perspektive wesentlich für gute Arbeit in der Gruppe.

In diesem Seminar sprechen wir darüber, warum das ein gutes Zeichen ist und wie wir persönlich mit dem Rollercoaster umgehen können.

Gruppentherapie – Gruppenkohäsion

Der sweetspot der Gruppentherapie ist die Gruppenkohäsion, der Zusammenhalt unter den Teilnehmenden inklusive Therapeut:in. Gruppenkohäsion ermöglicht die erwähnte Spontanität, Authentizität und das Eingehen des erforderlichen Risikos. Der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe ist bereits ein starker Wirkfaktor, der bereits zu einer Symptomreduktion beiträgt. Stress allein ruft eine Vielzahl von Symptomatiken hervor und gepaart mit entsprechender Vulnerabilität kann es destruktive, explosive und ganz erstaunliche Verhaltensweisen hervorrufen. Das beste Mittel gegen Stress ist emotionaler Support. Gruppenkohäsion ist im Grunde der emotionale Support durch die Gruppe. Einsamkeit hingegen erzeugt mehr subjektiven Stress und geht mit einer Verschlechterung eines jeden körperlichen und psychischen Zustandsbilds einher. Gruppenkohäsion ist die Erfahrung mit seinem Leid und seinen Sorgen nicht alleine zu sein und Trost zu erfahren.

In diesem Seminar wird geübt, wie man als Therapeut:in Gruppenkohäsion fördern und entstehen lassen kann.

Gruppentherapie – Die Reinszenierung des eigenen Dramas

Durch das schließlich spontane, authentische und risikoreiche Handeln entstehen die Dynamiken, die wir Therapeuten:innen so spannend finden und die uns gleichzeitig zum Teil den Schlaf rauben können (aber nicht zwingend müssten). Szenen unserer Kindheit und Jugend werden auf der Bühne der Gruppe erneut getriggert und laufen dann nach dem Alles-oder-Nichts Prinzip neuronaler Netzwerke erneut ab. Für die einzelne Person selbst erscheint das Geschehen sinnhaft oder notwendig zu sein, der Rest der Gruppe kann jedoch völlig unterschiedliche Gefühle und Gedanken zum Geschehen entwickeln. Plötzlich können die blinden Flecken unserer Psyche durch das Feedback der anderen besser erkannt und verstanden werden. Die Therapeuten:innen stehen in diesen Prozessen mittendrin, denn die Gefühle der einzelnen Gruppenmitglieder zum:r Therapeuten:in leisten einen entscheidenen Beitrag zur Reinszenierung des Dramas. Gruppentherapie ist interpersonales psychologisches Arbeiten. Selbstverständlich werden auch die persönlichen Dramen des:der Therapeuten:in durch die Gruppenprozesse getriggert. Dadurch entstehen multiple Perspektiven zur selben Situation. Für den:die Therapeuten:in ist nun wichtig einerseits das eigene Drama zu erkennen und zur Seite zu stellen und stattdessen die verschiedenen Sichtweisen der Teilnehmenden zu untersuchen.

Besonders hilfreich ist es, wenn dann einzelne Teilnehmende der Gruppe zu Co-Therapeuten:innen werden und einen selbst in der Arbeit unterstützen.

Auch diese Dinge sollen in dem Seminar untersucht und angewandt werden.

In diesem Seminar sollen in erster Linie praxisnahe Kompetenzen gefördert werden, die durch theoretische Inhalte ergänzt werden.