AVT Köln

Verhaltenstherapie in Gruppen wird viel zu selten in der Praxis angewandt. In der Gutachterpraxis wurden bis zum 1. April 2018 nur in 1-2 % der Anträge Gruppentherapie als Verfahren beantragt. nur 8 % der über eine Gruppenzulassung verfügenden Psychotherapeuten nutzte Gruppentherapie. Das hatte überwiegend Gründe in komplizierten Antragsregelungen. Diese sind ab Januar 2020 deutlich vereinfacht worden.

Vor allem bei interaktionellen Störungen bietet sich Gruppen-Verhaltenstherapie noch eher an als Einzeltherapie. Für homogene Störungen stellt Gruppen-VT ein ökonomischeres Vorgehen dar. Die Kombination mit Einzeltherapie ist in Kliniken häufig Standard, allerdings handelt es sich dann nicht um geschlossene, sondern langsam offene Gruppen.

Die Vorteile der Gruppen-VT sind u.a. in den folgenden Domänen zu finden: Erleben von Anteilnahme, Solidarität und Kritik, Imitationslernen, multiple Verstärkung, Bezugssystemkorrekturen, Flexibilisierung von starren Mustern, beschleunigte Herstellung von Basisverhalten und  Identifikation von Ziel verfehlenden Kognitionen, Emotionen und Verhalten.

Die Durchführung von Gruppen-VT stellt über die Erfordernisse für Einzeltherapie hinausgehende Anforderungen an den Psychotherapeuten wie z.B.: Motivation für eine aktive Moderator- und ausgleichende Funktion, geteilte Aufmerksamkeit, Einfallsreichtum und Flexibilität, Strukturierungsfähigkeit. Daher ist ein möglichst gegengeschlechtlicher Kotherapeut nützlich und entlastend.

Es werden verschiedene Methoden dargestellt wie: horizontale, vertikale und laterale Problem- und Zielanalyse in der Gruppe; interaktionelles Problemlösetraining; psychoedukative Gruppen; zieloffene und -geschlossene sowie lösungsorientierte Gruppen. Auf die geleitete Selbsterfahrung als Analogon zur Gruppenpsychotherapie wird verwiesen.

Als Beispiel für eine störungsspezifische, zielgeschlossene Gruppen-VT dient das Selbstsicherheits- oder soziale Kompetenztraing mit Rollenspiel. Hierbei werden Reizgeneralisierung, Verhaltensformung und –verkettung, Ausblendung und Modelllernen wirksam. Spiegelneuronen begünstigen das Modelllernen beim Beobachter. Negative Rückmeldung wird als Kunstfehler eingestuft. Die kognitive Umstrukturierung soll mittrainiert werden, alternativ wird Hypnotherapie eingesetzt. Verschiedene Abstraktions-ebenen von Kognitionen werden dargestellt. Das Training sollte videogestützt und ressourcenorientiert durchgeführt werden. EMDR kann bei der Bearbeitung traumatischer Beschämung eingesetzt werden.

Ihre aktive Teilnahme ist sehr förderlich für den Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten. Das Seminar ist nicht auf die Vorstellung eines Manuals, sondern auf die Vermittlung von variabel anwendbaren Prinzipien ausgerichtet.