AVT Köln

Grounding bezeichnet ein zentrales Konzept in der Körperpsychotherapie, besonders in der Bioenergetik. Alexander Lowen, der Begründer der Bioenergetik begann in den 1950er Jahren mit seinen Patienten im Stehen körperlich zu arbeiten. Das hatte es bis dahin im psychotherapeutischen Kontext noch nicht gegeben.

Nach Ehrensberger (2006) lassen sich fünf Aspekte von Erdung unterscheiden:

  1. Mit beiden Beinen fest auf dem sicheren Boden stehen: Standfestigkeit, Eigenständigkeit.
  2. Verwurzelung im eigenen Körper: sich differenziert spüren; im Fühlkontakt sein mit dem eigenen Körper; Selbstständigkeit und Selbstverständlichkeit.
  3. Verwurzelung in der eigenen Biographie: Welche biographischen Erlebnisse hatten eine prägende Wirkung? Ein Verständnis für sein Dasein und Sosein.
  4. Erdung im sozialen Umfeld: die Fähigkeit, sich in stabilen Beziehungen und im Kontakt zu verbinden (und abzugrenzen); emotionale Annäherung und Austausch; Entwicklung von Beziehungskompetenz auch körperlich, Liebesfähigkeit, Entwicklung des eigenen affektmotorischen Repertoires (Downing 2000).
  5. Spiritueller Aspekt von Erdung meint das Bewusstsein, mit einer höheren Macht oder Kraft außerhalb der persönlichen Dimension verbunden oder vernetzt zu sein. Der Glaube daran gibt vielen Menschen inneren und äußeren Halt.

Wer gut geerdet ist, der hat auch guten Kontakt zur Realität. Leider stehen viele Menschen nur in einem mechanischen Sinn auf der Erde und auf ihren Beinen, stellen aber keinen gefühlsmäßigen Kontakt zum Boden und zum eigenen Körper her. Gerade viele schwer traumatisierte Patienten haben verlernt, sich selbst und den eigenen Körper wirklich wahrzunehmen. Manche spüren ganze Körperpartien nicht wirklich bzw. kaum.  Auch bei vielen Depressiven ist die Wahrnehmung des eigenen Körpers eingeschränkt. Ein Wieder-Fühlen-Lernen geht oft einher mit dem Wiederauftreten alter (Körper-)Erinnerungen. Bei vielen selbstunsicheren Patienten ist die Fähigkeit zur Abgrenzung, zum Nein- und Stopp-Sagen sowie „sich Raum zu nehmen“ eingeschränkt.

Im Rahmen dieses Seminares, das vorwiegend praktisch orientiert ist, sollen verschiedene Übungen zum Grounding vermittelt werden. Es werden Übungen zum besseren Wahrnehmen der eigenen Füße und des eigenen Körpers vorgestellt.

Darüber hinaus werden wir Übungen zur Standfestigkeit durchführen, zum eigenen „Standing“, zur Herstellung und Wahrnehmung von Nähe und Distanz, zur Abgrenzungsfähigkeit  und dem inneren und äußeren „Raum“, den wir uns getrauen einzunehmen.

Sie werden darüber hinaus Fragen zu den Themen: „Mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen, körperliches Grounding, biographisches Grounding, soziales Grounding und spirituelles Grounding“ an die Hand bekommen, die wir, sofern die Zeit es zulässt, exemplarisch im Kurs bearbeiten können.

Alle diese Übungen lassen sich gut in ein verhaltenstherapeutisches Setting einbinden und vermitteln Patienten eine unmittelbare Erfahrung eigener (oft unbewusster) Verhaltensmuster.